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Die Mistel

01.01.14 Von Portugal bis zum Iran und von Skandinavien bis Sizilien: die Heimat der Mistel

Heimat:  Von Portugal bis zum Iran und von Skandinavien bis Sizilien

Inhaltsstoffe: Viscotoxine, Lektine, Flavonoide, biogene Amine, Schleimstoffe

Verwendung: In der klassischen Heilpflanzenkunde wird die Mistel zur Unterstützung der Therapie gegen Bluthochdruck und bei Arthrosen eingesetzt. Zusammen mit Weißdorn stärkt sie das "müde", geschwächte Herz. Auch bei Schwindelanfällen, epileptischen Zuständen und in der Krebstherapie findet sie Verwendung.

Pflanze oder nicht? Das mag sich fragen, wer verwundert in den Baumwipfeln die nestartigen Kränchen einer Mistel entdeckt. 

Besonders im Spätherbst und Winter fallen diese immergrünen Halbschmarotzer im kahlen Geäst vor allem von Nadelhölzern und weichholzigen Laubbäumen auf. Dann sind auch die milchig weißen Beeren zwischen den schmalen länglichen und ledrigen Blättern reif, die der Blüte des Vorjahres im März bis April entstammen. Misteln sind zweihäusig. Es gibt also männliche und weibliche Pflanzen. Die Samen der weiblichen Pflanze werden durch Vögel verbreitet. Keimt ein auf dem Baum gelandeter Same, bildet sich zunächst eine Haftscheibe (Haustorium). Nach mehreren Monaten wachsen die sogenannten Senker in den Baum hinein, bis sie unter Mithilfe des Baumes dessen Leitsystem (quasi das Ernährungssystem) erreichen. Die so fest verankerte Mistel kann zu einem Busch von mehr als einem Meter Durchmesser anwachsen. Die Anzahl der Verzweigungen verrät das Alter der Mistel: Jede Abzweigung steht für ein Jahr Wachstum.

Blütenmythen:

Der wissenschaftliche Name "Viscum" bedeutet  "Leim" und beschreibt die klebrigen Samen. In den alten Mythen wurde die Mistel wie ein Heiligtum verehrt. Wer in ihrem Besitz war, konnte Schmerzen lindern, Kranke heilen, Schätze aufspüren und ihm wurden alle Wünsche erfüllt. So wundert es nicht, dass in alten Darstellungen Mistelzweige in der Hand von Göttern, Medizinmännern, Priestern, Feldherren und Königen zu finden sind. Kaum verwunderlich erscheint dieser besondere Ruf der Mistel, ist es doch gar zu befremdlich, wie sie in den Baumwipfeln thront. Unsere Vorfahren glaubten, die Götter hätten den Mistelsamen über die Baume verstreut. Heute noch übliche Bräuche um die Mistel sind meist auf alte Sitten zurückzuführen. Aus England stammt der Brauch, in der Weihnachtszeit einen Mistelzweig über die Türe zu hängen. Jede Dame, die sich unter dieser Türe befindet, darf geküsst werden. Als altes Fruchtbarkeitssymbol ist die Mistel in vielen Ländern zu finden, zum Beispiel in Frankreich und selbst in Japan. Sogar Feuer und Blitzeinschlag soll die Mistel erfolgreich abwehren können. Die Kirche setzte die Mistel gegen Besessenheit ein und ließ aus diesem Grund Rosenkränze und Kruzifixe aus ihrem Holz schnitzen.

 

Die Mistel anders betrachtet:

Der Mistel scheinen die Gegensätzlichkeiten anderer Pflanzen zu fehlen: Sie hat weder einen nach oben strebenden Spross noch eine ins Erdreich wachsende Wurzel. Kugelig, wenig differenziert, ständig grün und wenig verholzt, ihr Wachstum scheint geradezu gehemmt. Doch auch die Mistel lebt in Polaritäten, die bei ihr im Inneren wirken, in Form ihrer Inhalststoffe Viscotoxin und Mistellektin: Viscotoxine wirken schnell, lösen Zellmembranen auf, helfen der Mistel zu wachsen. Mistellektin dagegen wirkt langsam und hemmt den Zellstoffwechsel. Das "lichte" Viscotoxin ist vermehrt in Blatt und Stängel, das "dunkle" Mistellektin vor allem in den Beeren zu finden, die nur im Winter die Pflanze zieren. Die Mistel wird deshalb für Präparate zur Krebstherapie zweimal im Jahr geerntet. Beide verarbeiteten Ernten gemischt ergeben ein Arzneimittel, das dem Patienten hilft, innere Ungleichgewichte zu ordnen und so wieder eine Kraft aus der eigenen Mitte heraus zu gewinnen.

 Quelle: Blütenmythen - Verlags GmbH Bad Boll Natur*Mensch*Medizin